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Leben auf dem Handelsschiff

Wie ist das Leben an Board eines Handelsschiffs?

Wer bereits auf einem Kreuzfahrtschiff Urlaub gemacht hat, weiß wie schön und romantisch es sein kann für einige Tage oder Wochen auf dem großen Meer zu schippern. Nach zwei Wochen Urlaub auf See hat man wieder festes Land unter den Füßen und schwillt noch etwas im Fernweh.
Anders sieht die Welt aus wenn die Seefahrt zum Beruf geworden ist und zwei Wochen Urlaub an Land verbracht werden.
Rund 50.000 Handelsschiffe rund um den Globus sind der Arbeitsplatz für viele Tausend Arbeiter. Ohne diese gigantische Flotte wäre eine starke Weltwirtschaft undenkbar!

Aber welche Arbeitsbedingungen herrschen auf Schiffen abseits von Touristenströmen?
Sicherlich kam dem einen oder anderen bereits die Frage wie das Leben auf einem Containerschiff aussieht, dass einige Wochen auf See ist.

Arbeitsalltag

Der Beruf auf einem Handelsschiff ist kein alltäglicher und nicht vergleichbar mit Tätigkeiten an Land. Was diesen Beruf so anders macht ist die fehlende Abwechslung, denn obwohl man ständig unterwegs ist, sieht man doch nie etwas anderes – und das über Wochen und Monate!

Egal ob Nautischer Offizier auf der Brücke, LI im Maschinenraum oder Decksmannschaft – Alle sitzen Sprichwörtlich im gleichen Boot. Jedes Besatzungsmitglied hat seinen Aufgabenbereich und gearbeitet wird immer! Zumindest auf der Brücke und im Maschinenraum wird permanent Dienst geschoben.

Fernfahrerromantik auf Hoher See

Heute Danzig, morgen Kaliningrad und in einer Woche Stockholm: Es sind die “Feederfahrer”, Fernfahrer zur See auf Versorgungsschiffen, die viel leisten müssen.

Quelle: Youtube.de – NDR Doku

Aufgaben der Mannschaft

Etwa 12-20 Mann umfasst die Mannschaft eines Handelsschiffes. Der Decksmann oder Frau muss für die Arbeit eine Ausbildung und Berufserfahrung vorweisen können. Die Unterteilung der Einsatzkräfte erfolgt dabei nach Qualifikation und Ausbildung! Denkbar wäre dabei eine Ausbildung als Schiffsmechaniker, in der Gastronomie oder als Decksmann/frau.

Der wichtigste Mann ist sicherlich der Koch, denn er sorgt für das Leibliche Wohl der Mannschaft, denn nur gestärkt und gesund kann man seine Arbeit erfüllen. Neben der Zubereitung der drei Hauptmahlzeiten ist der Koch und seine Helfer für die Erstellung der Proviantliste zuständig. Er muss mit den Lebensmitteln Haushalten und die Mahlzeiten planen.

Die Decksmannschaft sorgt für einen Reibungslosen Löschvorgang in den Häfen sowie für das Anlege- und Ablegemanöver, dazu zählt das Ankerwerfen und festmachen sowie das stellen der Deckwache in den Häfen sowie auch. Außerdem werden in de Häfen bei längeren Liegezeiten Reparaturen und Wartungsarbeiten vorgenommen – z.B. Malerarbeiten am Schiffsrumpf oder Instandsetzung von Antrieben o.ä.! Während der Fahrt sorgt sich die Mannschaft permanent um den Zustand des Schiffes, es wird repariert, gepinselt, gesäubert was das Zeug hält. Der Kampf gegen den Rost muss täglich gewonnen werden und das Schiff ist groß! Neben den Arbeiten und Kontrollgängen an Deck gilt es aber auch Unterdeck für Ordnung zu sorgen.

Der Arbeitsschutz wird bei den Arbeiten groß geschrieben, denn das nächste Krankenhaus kann Tage entfernt sein!

Aufgaben der Maschinenbesatzung

Das Herzstück des Schiffes wird Jederzeit vom Leitenden Ingenieur kontrolliert, gepflegt und gehegt. Die Werte der Hauptmaschine sowie Hilfsgeneratoren, Wasseraufbereitungsanlagen oder Abgasreinigungsanlagen stehen ständig unter Beobachtung des LI und seiner Mannschaft!

Aufgaben der Nautischen Offiziere

Die Chefs an Bord sind die Offiziere der Brücke. Sie haben die Verantwortung für das Schiff, die Ladung und die Besatzung. Sie sind aber auch Ansprechpartner in persönlichen Belangen und Medizinmänner für die Erstversorgung der Crew.

Der Kapitän – CEO des Schiffes

Außerdem steht der Kapitän in ständiger Verbindung mit der Reederei, egal ob per E-Mail oder Telefon – Der Kapitän ist immer erreichbar. Zu seinen Aufgaben zählt auch die Abwicklung des Papierkrieges. Egal ob mit der Reederei, den Schiffsagenten, den Zollbehörden oder den Hafenbehörden. Außerdem verwaltet er die Schiffskasse und löst Bestellungen für Ersatzteile oder Proviant aus.

Freizeitgestaltung

Natürlich kann und muss die Besatzung nicht ständig Arbeiten, aber was kann man auf einem Handelsschiff machen nach Feierabend?

Was treibt der Passagier an Bord der AIDACara – vielleicht geht er nach dem anstrengenden Landgang eine Runde in die Sauna, oder schwimmt eine Runde im Pool bevor er sich im á la carte Restaurant verwöhnen lässt.

Das es so auf einem Handelsschiff nicht abläuft ist klar, aber welche Möglichkeiten hat die Besatzung. Stellen wir uns vor wir sind mit unseren Freunden in einem Ferienhaus in Norwegen und draußen regnet es –  Dann haben wir die Wahl eine runde Karten zu spielen, einen Film auf DVD zu schauen, ein Buch zu lesen oder etwas Sport zu treiben. Viel mehr bleibt nicht, eventuell hat man die Möglichkeit eine Mail zu schreiben oder kurz zu Hause anzurufen. Während einer längeren Liegezeit in einem Hafen kann man an Land gehen und etwas einkaufen, in ein Internetcafé oder die Hafen-Mission besuchen. An Land sieht man endlich mal andere Gesichter und kann seinen Magen etwas Abwechslung gönnen. Den Luxus eines Stadtrundgangs hat man eher selten, oder muss ihn teuer bezahlen. Die Seehäfen sind immer häufiger weit außerhalb der Ballungsgebiete wie das Beispiel Rotterdam oder Shanghai zeigt. Ein Abstecher in die belebte Innenstadt ist dort fast unmöglich!

Alkohol an Bord

In Häfen und Territorialgewässer gilt offiziell eine Null Promille Grenze auf Hoher See 0,4 Promille. Die Offiziere müssen sich sporadisch einem Alkohol und Drogentest unterziehen. Inwieweit diese Regeln eingehalten werden kann natürlich nur schwer überprüft werden. Dennoch ist das klischeehafte Bild von Seemännern welche Dauerhaft betrunken sind und aus der Bar direkt aufs Schiff torkeln eindeutig falsch!

Bücherauswahl zum Thema Alltag auf See

Na – Willst Du mehr erfahren über das Leben auf See? Dann schau dir doch mal die Bücherauswahl an. Besonders Empfehlenswert ist das Buch “Langweilig ist anders: Erlebnisse rund um den Globus“.
In vielen Kurzweiligen Erlebnisberichten erzählt der Autor Claas-Holter Baumgert von seiner täglichen Arbeit als Kapitän von Containerschiffen. Dabei erfährst Du viele interessante Hintergrundinformationen zur Seefahrt, zu Abläufen und erhälst einen Einblick in den Alltag auf See – Das Leben auf See hält viele Geschichten bereit!

Die entbehrlichkeiten der Seefahrt

Man kann es sich wahrscheinlich bereits denken, dass die Versorgung auf hoher See recht dürftig ist, aber was heißt das genau?

2,8 Milliarden nutzen es

Das Internet wird heute von mehr als 2,8 Milliarden Menschen weltweit genutzt! Es ist möglich fast überall auf der Welt im Internet zu surfen, entweder über das Handynetz oder per Kabelanschluss. Befindet man sich allerdings außerhalb des Mobilfunknetzes sieht es schlecht aus mit dem einfachen Internetzugang. Zwar ist es möglich über Satellit ins Internet zu gehen, diese erfordert aber spezielle SAT-Schüsseln und die Verbindungen sind sehr preisintensiv!
Das surfen muss also meist auf die kurzen Landgänge verschoben werden. Im Hafen kann dann das örtliche Internet-Cafe aufgesucht werden, oder mit dem eigenen Laptop oder Smartphone gesurft werden.
Was wäre das Leben ohne Google, ohne Whatsapp oder den News-Ticker? Sicherlich muss man sich erst an diese Tatsache gewöhnen, aber einfach ablenken mit Fernsehen geht eben auch nicht…oder?

Wie kommt das Fernsehen in den Fernseher

Viele von uns nutzen einen Kabelanschluss, eine SAT-Schüssel, das Internet oder die Zimmerantenne für den Fernsehempfang. Aber was kann der Seemann davon nutzen? Der Kabelanschluss kann schonmal ausgeschlossen werden, der würde sich nur in der Schiffsschraube verheddern. Internet kommt auf über Kabel oder über das Mobilfunknetz – fliegt also auch aus der Liste der Möglichkeiten. Fernsehen über DVB-T ist möglich, allerdings auch nur im Küstennahen Bereich – auch das neue DVB-T2 kann daran nicht viel ändern!

Der SAT-Anschluss ist theoretisch überall möglich, wenn die Sicht auf den Himmel frei ist – Aber anders als ein Wohnmobil auf einem Campingplatz bewegt sich ein Containerschiff ständig in alle erdenklichen Richtungen. Wer schonmal eine Satelliten-Schüssel eingestellt hat, weiß wie mühsam es sein kann die richtige Position zu finden. Die SAT-Schüssel muss also automatisch mitgeführt werden. Zum Einsatz kommt dabei eine bewegungsstabilisierte Antenne, welche den den Satellit permanent im Blick behält.
Meistens wird aber wahrscheinlich auf die günstige Unterhaltung durch die DVD zurückgegriffen.

Telefon an Board

Wie Internet und Fernsehen ist dies auch nur über eine Satellitenverbindung möglich. Die Einzelverbindungen sind dementsprechend teuer und werden meist nur für die Verbindungen zwischen Reederei und Schiff verwendet.
Einem Seemann bleibt dabei nicht mehr viel um mit seinen Liebsten in Kontakt zu treten.

Zeitungen

Die Tageszeitung kommt natürlich nicht mit dem Schnellboot, generell ist es dem Seemann nicht erlaubt sich über die täglichen Geschehnisse auf dem laufenden zu halten. Dies ist Fluch und Segen zugleich! Die “neuesten” Nachrichten erfährt man dann meist erst im Hafen beim tausch der Mannschaft, oder wenn es neue Bordlektüre gibt. Die intensivsten Zeitungsleser sind wohl die Seemänner – denn begehrte Zeitungen werden nach und nach durch das gesamte Schiff gereicht.

Nahrungsmittel

Verhungern muss natürlich keiner an Bord und zu Skorbut sollte es unter der Besatzung auch nicht mehr kommen. Dennoch muss stark mit den Lebensmitteln gehaushaltete werden. Gegessen wird was der Koch zubereitet und eine Extra Wurst für den Kapitän gibt es auch nicht. Schnell verderbliche Lebensmittel werden zuerst aufgebraucht und länger haltbares später, am Ende kommt das Dosenfutter auf den Tisch. Der Koch an Bord muss für eine gute Stimmung sorgen und die Besatzung bei kräften halten, aber gleichzeitig streng auf den Verbrauch achten.

Trinkwasser

Die Schiffe verfügen über Trinkwassertanks und können dieses teilweise durch Aufbereitungsanlagen selber herstellen. Dennoch ist der Verbrauch stark reglementiert, Wasserverschwendung an Bord ist verboten.

Medizinische Hilfe

An Bord von Kreuzfahrtschiffen gibt es Schiffsärzte und kleine Krankenstationen. Auf Handelsschiffen unter 75 Mann Besatzung ist ein Arzt hingegen nicht vorgeschrieben! Die meisten Handelsschiffe haben allerdings weitaus weniger Besatzungssmitglieder! Unterversorgt ist die Besatzung dennoch nicht, denn die nautischen Offiziere haben eine Medizinische Ausbildung und können die Erstversorgung von durchführen. Der nächste Arzt findet sich dann erst im Hafen, somit ist die Besatzung auf sich allein gestellt. Selbst das ausfliegen per Hubschrauber ist meist nicht möglich, wenn die Schiffe 2000sm von der nächsten Küste entfernt sind. So hilft einem Seemann meist nur das Vertrauen in die Offiziere!



Gefangen in der endlosen Freiheit

Auf einem Handelsschiff ist der Seemann gefangen! Hilfe von Außen gibt es keine und weglaufen kann er auch nicht – Chancenlos sitzt er auf dem Schiff für die nächsten Wochen fest. Noch schlimmer als das eigene Elend in dem man unter Umständen festsitzt ist es wenn man(n) zu Hause gebraucht wird. Wenn es um Leben und Tod geht, oder wichtige Ereignisse anstehen. Dieser gedanke ist für viele Unerträglich und wer dies nicht akzeptieren kann ist auf einem Schiff falsch! Jeder andere Erdenbürger kann innerhalb von 24-48 Stunden an jeden Ort der Welt gelangen, einem Seemann ist diese Freiheit nicht gegeben.
Natürlich ist nicht jedes Handelsschiff Wochenlang unterwegs, viele kleinere Containerschiffe, RoRo Fähren oder andere Frachter sind meist nur einige Stunden oder Tage auf See bevor sie ihren Zielhafen erreicht haben.


Vorbei ist es mit der Seefahrerromantik, wenn man dies liest und dennoch oder gerade deshalb hat dieser Beruf etwas anziehendes auf Generationen von meist Männlichen Interessenten!

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