Die Containerschifffahrt in der Krise
Was wäre unsere moderne Weltwirtschaft ohne den Handelsverkehr auf dem Seeweg? Containerschiffe transportieren nahezu jedes erdenkliches Stückgut, vom Feuerzeug über Bananen bis zu hin zur Kraftwerksturbine. Dennoch steckt diese blühende Handelsschiffahrt in einer tiefen, globalen Krise, welche sogar große Reedereien ins wanken bringt! Hättest Du es gedacht?
Beste Voraussetzungen
Die Weltwirtschaft wächst seit vielen Jahren, durch die Produktion von Gütern im Ausland steigt der Warenumschlag im Seeverkehr von Jahr zu Jahr und dennoch liegen die Containerschiffe teilweise Wochenlang auf Reede.
Die Reedereien ließen immer größere Schiffe bauen um die Frachtraten senken zu könne und einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Da dies aber alle Reedereien machen, kommt es zu einem Frachtratenverfall der immer weiter getrieben wurde, bis die ersten Schiffe/Reedereien keine Gewinne mehr einfahren konnten.
1997 betrug die maximale Ladekapazität noch 8.160 Standardcontainer (TEU – Twenty-foot Equivalent Unit) – 2017 sind es 21.100 TEU. Ein unglaublicher Anstieg und das bei steigender Anzahl von Schiffen und fallenden Frachtraten. Das Resultat ist seit einigen Jahren eine Überkapazität an Containerschiffen, was zwangsläufig zu einer geringeren Auslastung der Schiffe führt, und zu sinkenden Frachtraten für die Reedereien führt!
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Um wieder in lukrativ fahren zu können, müssten die Reedereien ihre Frachtraten wieder anheben, durch den vorherrschenden Konkurrenzdruck ist dies aber nicht möglich. Die einzige Lösung wäre eine Verknappung der vorhandenen Ladekapazität – dies bedeutet Verschrottung!
Das Alter der Containerschiffe wird also weiter sinken und ältere Schiffe welche nicht mehr schwarze Zahlen einfahren müssen in den nächsten Jahren verschrottet werden.
Die Nachfrage nach Ladekapazitäten soll laut Forschern in den nächsten Jahren um 2% wachsen, die Schiffskapazität dazu aber im Vergleich um ca. 5%! Die Folge ist ein steigendes Überangebot und fallende Frachtraten!
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Pleite von Hanjin
Ende 2016 musste die Südkoreanische Reederei Hanjin Insolvenz anmelden. Dies zeigt, dass nicht nur kleine Reedereien von der Krise betroffen sind, auch die Big Player müssen knapp kalkulieren. Der Untergang von Hanjin hat es durch die Bekanntheit sogar in die Medien geschafft und damit etwas auf die Umstände in der Containerschifffahrt aufmerksam gemacht!
Hanjin hatte 141 Schiffe welche nach der Zahlungsunfähigkeit teilweise voll beladen vor den Häfen warten mussten, da diese sich weigerten die Schiffe zu löschen. Über 500.000 Container mit Waren waren somit nicht verfügbar und konnten auch den Käufer nicht erreichen.
Die Schiffe waren teilweise gechartert, oder noch im Eigentum der Bank – 42 Schiffe befanden sich im Eigentum von Hanjin und wurden ab Februar 2017 für spottpreise auf den Weltmarkt Angeboten. Der Durchschnittspreis lag bei 23 Millionen Dollar
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Schiffe auf Reede
Durch den Konkurrenzdruck und das Überangebot sind die Reedereien gezwungen Ihre Schiffe teilweise Wochenlang auf Reede zu legen. Erst wenn wieder ein Charterangebot vorliegt werden diese wieder genutzt. Dem Schiffsreeder entstehen dabei aber natürlich Laufende Kosten für das Schiff, den Liegeplatz und die Besatzung.
In Folge der Hanjin Pleite kam es auf den Schiffen der Flotte welche auf Reede liegen mussten, teilweise zu Notständen und Nahrungsmittelknappheit.
Jeder rote und grüne Punkte vor der Küste Singapurs ist ein Handelsschiff welches auf Reede liegt, vielleicht nur für einige Stunden, Tage oder sogar Wochen!
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